Strategie

Arten von Fabrikprojekten – Ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten

By 26. Juli 2019 Dezember 13th, 2019 No Comments

Welche Arten von Projekten in der Fabrikplanung unterscheiden wir? Worin liegen Ihre Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten gibt es?

 

Veränderungen von Fabriken und Produktionsstätten sind immer mehr oder weniger komplexe Projekte. Welche Arten von Fabrikprojekten unterscheiden wir? Worin liegen Ihre Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten gibt es?

# 1 Optimierung/Umstrukturierung

Ausschlagegebend sind die Veränderungen der Produktionsprozesse. Die Bedeutung der notwendigen baulichen Anpassungen und baurechtlichen Anforderungen und Baumeisterfragen sind hier meist untergeordnet.

# 2 Erweiterung

Die Veränderungen in den Produktionsprozessen hat baulich erhebliche Konsequenzen in Form von Gebäudeerweiterungen, findet jedoch meist baurechtlich innerhalb bekannter und beherrschbarer Rahmenbedingungen statt.

# 3 Neubau

Die Prozesse der Produktion und rund um die Produktion sind die Basis aller Projektaktivitäten. Aus ihren Anforderungen wird eine geeignete „Hülle“ in Form von Gebäude und Technische Einrichtungen entwickelt. Für die neue Fabrik wird meist auch ein neuer Standort und Grundstück gesucht. Eventuell kommt für die neue Fabrik auch eine Mietlösung in Frage. Für das Projektteam stellt somit ein Neubau bau-, genehmigungsrechtlich und gegebenenfalls auch eigentumsrechtlich und finanziell zusätzliche Herausforderungen dar und erfordert zusätzliche Expertisen.

# 4 Inland versus Ausland

Die Rahmenbedingungen aus Prozessen, Technik, Gebäude, Grundstück, Bau- und Genehmigungsrecht und Vorgehensweise sind in Deutschland meist bekannt. Im europäischen Ausland sind viele Rahmenbedingungen, Anforderungen und bau- und genehmigungsrechtliche Aspekte diesen ähnlich. Kulturell gibt es bereits Unterschiede. Im außereuropäischen Ausland unterscheiden sich neben den bau- und genehmigungsrechtlichen Aspekten auch Bautechniken und Bauabläufe. Die kulturellen Unterschiede und Sprachbarrieren beeinflussen den Projektverlauf oft erheblich. In Indien gibt es z.B. kein Grundbuch, in China kein Grundstück zu kaufen und in Schwellenländer spricht meist nur das Management Englisch, Facharbeiter und Behördenvertreter kaum.

Der eine Unterschied – Komplexität und ihre Treiber

Treiber 1 – Anforderungen und Rahmenbedingungen

Jedes Fabrikprojekt hat seine individuellen Anforderungen und Rahmenbedingungen. Deren Anzahl, Typen (aus den verschiedenen Produktionsbereichen, Bau, Infrastruktur, Baurecht, Genehmigungs-recht, Finanzen und Kulturen) und Inhalte mit verschiedenen Detaillierungsgraden ist die Basis aller Überlegungen, Aktivitäten und Auswirkungen.

Treiber 2 – Verknüpfungen

Stehen die Anforderungen alleine und für sich (300 m² für Montage in vorhandener Halle) oder stehen sie mit anderen Anforderungen in Beziehungen oder Abhängigkeiten (Fundamentgrube für eine Lackieranlage – Wasserrecht – Genehmigungsrecht – Projektkosten – Realisierungsdauer)? Mit der Anzahl der Verknüpfungen der Anforderungen steigt auch die Komplexität der Projekte.

Treiber 3 – Disziplinen

Mit der Steigerung der Umfänge und Inhalte aus Anforderungen und Verknüpfungen steigt auch die Zahl der beteiligten Disziplinen. Bei einem Optimierungsprojekt teilt die Produktion, Logistik, eventuell das Facility Management und der Controller die Projektverantwortung. Bei einem Fabrikneubau im fernen Ausland, sind nahezu alle Unternehmensbereiche inklusive der verschiedenen Entscheidungsebenen involviert. Ausländische Experten und Dienstleister (verschiedene Gutachter, Architekten, Ingenieure, Bauprojektsteuerer, Anwaltskanzleien, ggf. Investoren) und Behörden mit anderen Gesetzen, Vorschriften und Rechtsprechungssystemen in einer anderen Sprache sind zu integrieren.

Treiber 4 – Abstimmungsprozesse

Mit den verschiedenen Disziplinen und deren Vertreter steigt der Bedarf an Abstimmungsprozessen und die Anzahl von Lösungsoptionen, notwendigen Kompromissen und Entscheidungen. Während ein Optimierungsprojekt von einer Handvoll Verantwortlicher organisiert wird, ist ein Neubau insbesondere im Ausland nur mit einer ausgefeilten Projektorganisation zu managen.

Der eine Unterschied – Komplexität und ihre Auswirkungen

Auswirkung 1 – Konzeptdauer

Das Konzept zeigt das Bild der vorausgedachten Zukunft der Fabrik, ist der Masterplan für die weitere Projektumsetzung und bestimmt erfahrungsgemäß 80% der späteren Life-Cycle-Kosten – siehe auch Artikel „11 Elemente und Gründe für ein cleveres Konzept“. Unberücksichtigte Risiken können später teuer werden in Form von einem größeren Budget und mehr Zeitbedarf. Die Konzeptphase eines Optimierungsprojektes mit wenigen Verantwortlichen ist in wenigen Wochen erstellt, abgestimmt und entschieden. Die Konzeptphase bei komplexen Projekten wie einem Neubau im Ausland kann je nach Umfang und Inhalt bis auf 8 Monate bei kritischen Grundstückfragen auch länger dauern.

Auswirkung 2 – Planungsdauer

In der Planungsphase werden die Konzeptinhalte detailliert. Auch hier gilt, weniger Komplexität desto schneller geht es. Mit einer durchdachten Projektorganisation muss diese Phase im Ausland jedoch nicht zwangsläufig länger dauern als im Inland. Je nach Land arbeiten Dienstleister und Behörden hier oft schneller. Hier kann die Entscheidungsfindung im Unternehmen der limitierende Faktor sein.

Auswirkung 3 – Projektdauer

Ähnlich verhält es sich mit der Dauer der Realisierung und damit des Gesamtprojekts. Bei vergleichbaren Umfängen sind hier Auslandsprojekte manchmal sogar schneller, erfordern aber schnelle Entscheidungen. Entsprechende Vorkehrungen in der Projektorganisation können ein Projekt erheblich beschleunigen.

Auswirkung 4 – Projektkosten

Kleiner Veränderungen erfordern ein kleineres Budget sowohl für die Dienstleister und ausführende Unternehmen als komplexe Neubauprojekte. Trotz der teilweise großen Aufwendungen für Reisen sind Neubauprojekte in Übersee bei vergleichbaren Volumen und bei der Einbindung von lokalen Dienstleistern und Unternehmen meist günstiger. Das bedeutet nicht zwangsläufig eine geringere Qualität der Bauausführung oder reduzierte Standards. Bezüglich von Auflagen, Gesetzen und Vorschriften stehen inzwischen selbst in Überseestaaten denen in Deutschland manchmal nicht nach. Mit einem guten Bauprojektcontrolling Vorort sind gute und vergleichbare Ergebnisse bei der Bauqualität zu erzielen.

Abbildung 1: Komplexität von Fabrikprojekten – Treiber und Auswirkungen

Das haben Fabrikprojekte gemeinsam

# 1 Individualität

So individuell wie jedes Unternehmen und dessen Produktionsstätten ticken, so individuell und anders sind die Fabrikprojekte. Kein Projekt ist selbst innerhalb derselben Art mit einem anderen Projekt vergleichbar. So können erfolgreiche Projekten als Benchmark dienen, die Kopie einer Vorgehensweise oder das Abhacken von Checklisten garantieren jedoch noch keinen Erfolg.

# 2 Erfolgsfaktoren

Die 6 Erfolgsfaktoren Struktur des Projektes, Ursache, Ziele, Projektteam, Vorgehensweise und Entscheidungen sind bei allen Fabrikprojekten gleich, auch wenn die Inhalte bedingt durch die Komplexität unterschiedlich sind – siehe Artikel „6 wichtige Erfolgsfaktoren in der Fabrikplanung“.

# 3 Projektphasen

Jedes Fabrikprojekt unabhängig von der Komplexität lässt sich in die 5 Phasen Ideen, Konzept, Planung, Realisierung und Konsolidierung strukturieren – siehe Artikel „5 Phasen eines erfolgreichen Fabrikprojektes“.

Fazit:

Fabrikprojekte unterscheiden sich alle durch ihre Komplexität, getrieben durch die unterschiedlichen Anforderungen und Rahmenbedingungen, deren Verknüpfungen, den beteiligten Disziplinen und daraus resultierenden Abstimmungsprozessen. Dies hat Auswirkungen auf die jeweilige Dauer der Projektphasen und Projektkosten. Mit der individuellen Anwendung den Erfolgsfaktoren und der individuellen und konsequenten Bearbeitung der Arbeitspakete in den 5 Projektphasen gelingen auch die komplexesten Fabrikprojekte.

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